Einsatztaktische Stadtführung + Kulturgutschutz der FF Haßfurt
Der Brand in Notre Dame ist sicher vielen noch im Gedächtnis. Um besser auf diese und ähnliche Szenarien vorbereitet zu sein, beschäftigte sich die Freiwillige Feuerwehr Haßfurt in den vergangenen Monaten verstärkt mit dem Thema Kulturgutschutz. Den Abschluss des Projekts bildete eine „Einsatztaktische Stadtführung“ mit den Führungskräften der Feuerwehr.
Beginnend im November 2023 wurden die kulturell wertvollsten Gebäude im Bereich der Haßfurter Altstadt erfasst und objektspezifische Maßnahmen abgestimmt. Unterstützt wurden die Kommandanten der FF Haßfurt, Christian Meisch und Julian Weidinger, dabei insbesondere von Haßfurts zweitem Bürgermeister Norbert Geier. Mit Hilfe der jeweiligen Eigentümer und des städtischen Bauamts konnten viele aktuelle und historische Pläne von bedeutenden Gebäuden gefunden und in der Einsatzleitsoftware erfasst werden. Allein dies kann bei möglichen Einsätzen in den kirchlichen, caritativen bzw. öffentlichen Gebäuden eine große Unterstützung sein.
Besonderer Fokus wurde auf die beiden großen Kirchen gelegt. Zusammen mit Kirchenpfleger Stephan Kolck wurden neben Gebäudeplänen auch die einzelnen Kulturgüter erfasst. Basierend darauf wurden detaillierte Kulturgutschutzpläne aufgestellt. In ihnen sind u.a. Erreichbarkeiten von Ansprechpartnern, Gebäudezugänge und nutzbare Treppen verzeichnet. Für jedes Kulturgut wurde eine Laufkarte mit Priorität, Position, Bergungs- und Schutzmöglichkeiten erstellt. Zur Unterstützung möglicher Einsatzmaßnahmen sollen zukünftig außerdem Materialdepots in den beiden Kirchen eingerichtet werden.
Damit das gesammelte Wissen im Einsatz angewendet werden kann, sollten die Führungskräfte der Feuerwehr Haßfurt geschult werden. Als lockerer Rahmen für das spezielle Thema wurde eine „Einsatztaktische Stadtführung“ organisiert. An der ersten Station gewährte Archivar Thomas Schindler Einblicke ins Stadtarchiv mit seiner Außenstelle sowie Keller und Dachgeschoss des neuen Rathauses. Die dort gelagerten Akten und Archivalien sind bei Bränden besonders gefährdet und können auch durch das eingesetzte Löschwasser beschädigt werden. Daher liegt der Fokus auf dem Schutz der gesamten Gebäudebereiche oder der rechtzeitigen Bergung der wichtigsten Gegenstände.
Die zweite Station bildete die Ritterkapelle. Stephan Kolck erläuterte zunächst die historische Bedeutung des Gebäudes. Anschließend wurden anhand des Kulturgutschutzplans die einsatztaktischen Maßnahmen besprochen. Ein besonderes Highlight für die Einsatzkräfte war die Begehung des Dachstuhls und des an der Außenseite umlaufenden Balkons. Im Falle eines Brands stellt die Ausbreitung in die historische Holzkonstruktion die wohl größte Gefahr dar. Ortskenntnis ist hier für einen schnellen und effektiven Löschangriff entscheidend.
Von der einen Kirche ging es weiter zur zweiten. Den Fußweg zwischen den Stationen untermalte Norbert Geier mit Geschichten zur Haßfurter Geschichte und besonderen Orten auf dem Weg. In der Pfarrkirche dann wurde erneute der Kulturgutschutzplan besprochen und die verzeichneten Kulturgüter begutachtet. Die letzte Station auf der Stadtführung bildete das Alte Rathaus. Auch dort konnten die Einsatzkräfte sonst unzugängliche Bereiche im Dachgeschoss begehen. Nach dem fachlichen Teil schloss sich ein gemütlicher Ausklang an. Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten die Eindrücke des Tages diskutiert werden.
Dank der erfassten Dokumente und der gemeinsamen Begehung, ist die Freiwillige Feuerwehr nun besser auf mögliche Schadensfälle in den kulturell bedeutenden Gebäuden vorbereitet. Das einhellige Fazit besteht jedoch in der Hoffnung, dass das gewonnene Wissen nie zum Einsatz kommen muss.